WER WOLLEN WIR SEIN?
Flucht, Perspektiven und Utopien
Sonntag, 19. März, 10.30 bis 17.30 Uhr
vorarlberg museum
Am Thema Flucht präsentiert sich ein vielschichtiges Spektrum der Welt, in der wir leben – mit all ihren politischen, wirtschaftlichen, historischen, ökologischen und psychosozialen Zusammenhängen. Als Erfahrung ist Flucht lebensnotwendiger Reflex und gleichsam archaisch wie universell.
Sprechen über Flucht und Migration setzt vielerlei Kontroversen frei. Und angesichts des hochkomplexen Systems unserer globalisierten Welt gibt es keine eindeutigen Antworten. Es gilt abzuwägen, zu differenzieren und Ambivalenzen anzuerkennen – Fähigkeiten, die, im Hinblick auf das aktuelle politische Klima Europas und unser Demokratieverständnis, besonders wichtig sind.
Das hochkarätig und international besetzte Symposium beleuchtet in Vorträgen und Gesprächen ineinandergreifende Perspektiven auf Flucht und Migration. Vortragende unterschiedlicher Disziplinen wie Politik-, und Staatswissenschaft, Volkswirtschaft, Kultur- und Literaturwissenschaft teilen ihre Überlegungen ebenso wie Gesprächspartner aus dem Sozialbereich, die über ihre institutionellen wie persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Flucht berichten.
Abgerundet wird das Programm durch performative Beiträge der Pianistin Timea Djerdj sowie Ulrich Gabriels integrativer Initiative „Kontaktchor“, der mit einem Konzert den Ausklang des Symposiums gestaltet.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
PROGRAMM:
10.30 Uhr, Ines Agostinelli, Künstlerin
Nach Joseph Beuys sind wir alle Künstlerinnen und Künstler, die an der Sozialen Skulptur Gesellschaft mitwirken. Unser Kunstwerk ist also die Gesellschaft. Ines Agostinelli berichtet von ihrer Arbeit an der „Sozialen Skulptur“ im vorarlberg museum und warum wir sie als Handlungsaufforderung verstehen dürfen.
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10.45 Uhr, Christoph Frei, Leiter der Studiengänge International Affairs sowie der Taskforce Migration an der Universität St. Gallen
Kaum ein transnationales Thema hat uns in den vergangenen Jahren so stark bewegt wie jenes der Migration. Jedoch, was wissen wir wirklich über dieses Phänomen? Der Staatswissenschaftler Christoph Frei spannt in seiner Einführung „Exodus – Perspektiven auf Migration“ einen weiten Bogen und ermöglicht fachlich und menschlich fundierte Einblicke über Zeiten, Räume und Disziplinen hinweg.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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11.30 Uhr, Heinz Hauser, Ehrenpräsident des Schweizerischen Instituts für Aussenwirtschaft und Angewandte Wirtschaftsforschung
Wirtschaftliche Gründe sind einer der weltweit primären Auslöser für Flucht und Migration. Der Volkswirt Heinz Hauser wird in seinem Beitrag „Flucht/Migration: Eine Gemengelage wirtschaftlicher und politischer Ursachen“ mit globalen Zusammenhängen auch die einhergehenden ethischen Herausforderungen näher bringen: Humanitäre Notwendigkeit in den Herkunftsländern und die Gefahr sozialer wie politischer Destabilisierung in den Empfangsländern stehen sich gegenüber.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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12.15 Uhr, Gespräch mit Yara Salem
Die Designerin Yara Salem, 27 Jahre alt, stammt aus Damaskus. Sie lebt seit gut einem Jahr in Vorarlberg und ist bereits intensiv in die Gemeindearbeit im Bregenzerwald eingebunden. Im Gespräch erzählt sie von Weggehen und Ankommen, dem Verlust des Mutterlandes und dem Gewinn eines Vaterlandes.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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12.30 bis 13.30 Uhr, Pause
13.30 Uhr, Timea Djerdj, Pianistin und Kulturwissenschaftlerin, Freiburg
Timea Derdjs performativer Beitrag am Klavier „Gesänge der Flucht“ widmet sich der „Migration der Melodie“. Anhand der Musik-ethnologischen Volkslieder-Sammlung des ungarischen Komponisten Bela Bartok wird offenbart, wie sehr regionales Kulturgut transkulturell und transnational beeinflusst und bereichert wird. Das ungarische Wort für Texte und Lieder aus dem Volksgebrauch spiegelt dies. Es wird übersetzt mit: herumwandern, sich verborgen halten, sich in die Wälder und Berge schlagen, in die Fremde wandern, emigrieren…
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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14 Uhr, Arno Dalpra, Diplom-Sozialarbeiter und Psychotherapeut
Flucht ist ein archaischer Reflex. Mit ihr reagieren wir auf Bedrohung, wenn Kampf oder Starre keine Option sind. Es gibt jedoch nicht nur die Flucht im Außen, das erzwungene Verlassen eines Aufenthaltsortes, sondern auch die Flucht nach innen. Arno Dalpra zeigt einige ihrer vielen Gesichter.
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14.15 Uhr, Elisabeth Böhm, Literaturwissenschaftlerin, Hamburg
Eine gefestigte Identität bedeutet Selbstwert und Schutz vor Radikalisierung, doch wodurch wird sie konstituiert? Elisabeth Böhm reflektiert theoretische und historische Grundlagen der Entstehung von Identität in einer von Migration geprägten Welt. Welche Rolle spielen Bildung, Kultur, Kunst und Religion und was hat Identität mit der Angst vor dem Fremden zu tun.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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15 Uhr, Gespräch mit Margaritha Matt, Diplom-Sozialarbeiterin
Mit Engagement, Empathie und großer Transparenz leitet Margaritha Matt das Haus Said in Bregenz, eine Unterkunft für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Im Gespräch schildert sie den bereichernden wie herausfordernden Alltag mit den Jugendlichen, die sie – entgegen so mancher Vorurteile – als aufgeschlossen, anpassungsfreudig, lernwillig und fürsorglich erlebt.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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15.30 bis 16 Uhr, Pause
16 Uhr, Andreas Böhm, Politikwissenschaftler, Universität St. Gallen
Andreas Böhm bezieht sich in seinem Vortrag „Wer wollen wir sein? Perspektiven für eine offene Gesellschaft“ spezifisch auf Fragen, die aus der Beschäftigung mit der Sozialen Skulptur hervorgehen. Wie definieren wir uns selbst, als Individuen, gleich wie als Mitgestaltende eines Gemeinwesens. Was charakterisiert die lebenswerte Gemeinschaft, was braucht eine Staatlichkeit, in der wir uns entfalten können.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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16.45 Uhr, Gespräch von Gerhard Puŝnik mit Aly Elgoubashy
Gerhard Puŝnik und Aly Elgoubashy sind AHS-Lehrer und haben 2015 die erste ehrenamtliche Flüchtlingsklasse Vorarlbergs mitbegründet. Durch die intensive Auseinandersetzung mit neu angekommenen Jugendlichen verfügen sie über sensible Einblicke in ihren Alltag. Im Gespräch teilen sie ihre Erfahrungen und erzählen von realistischen und unrealistischen Erwartungen.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel
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17 Uhr, Ulrich Gabriel, Konzert mit dem Kontaktchor
Der Germanist und Musiker Ulrich Gabriel hat 2015 den „Kontaktchor“ ins Leben gerufen. Die Initiative bietet einmal pro Woche „Freies Singen für Flüchtlinge“. Jeden Monat gibt es die offene „Kontakt-Probe“. Während dieser können Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam Musik machen und neue Kontakte knüpfen. Ulrich Gabriel stellt die Initiative vor, anschließend folgt der musikalische Ausklang mit einem Konzert des Kontaktchors.
ORF Zusammenfassung von Ingrid Bertel